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IFA 2019 in Berlin zeigt, was die Märkte weltweit bewegt

Verantwortlicher Autor: Gerhard Bachleitner München, 06.08.2019, 15:12 Uhr
Kommentar: +++ Internet und Technik +++ Bericht 11022x gelesen
Mensch und Maschine. Hier sieht es aus, als ob die Maschine eine bestimmte Geste erwartet, die der Mensch nicht kennt.
Mensch und Maschine. Hier sieht es aus, als ob die Maschine eine bestimmte Geste erwartet, die der Mensch nicht kennt.  Bild: Veranstalter

München [ENA] In Berlin findet von 6.-11.September die alljährliche Modenschau der Unterhaltungselektronik und Haustechnik statt, oder im O-Ton: die „weltweit bedeutendste Messe für Consumer Electronics und Home Appliances“. * *

Die Internationale Funkausstellung, IFA, bringt ihr breites Themenspektrum in verschiedenen Präsentationsformen zur Geltung. Zum Angebot in der Ausstellung wurden im Vorfeld bereits einige Akzente und Trends bekannt. Bosch wird in seinen Hausgeräten die Geräuschentwicklung zum Thema machen und eine „Silence Edition“ vorstellen, die leiseste Waschmaschine, den leisesten Trockner und die leiseste Spülmaschine der Welt. Die Staubsaugerspezialisten bei Fakir kündigen emissionsfreies Staubsaugen an und verwenden dafür u.a. einen „negativen Ionengenerator“ – gemeint ist wahrscheinlich ein Negativionen-Generator.

Samsung verbreitert bei den Hausgeräten die eigene Plattform des digitalen Assistenten Bixby und bindet jetzt fast 5.000 Gerätemodelle von über 80 Partnerfirmen ein. Bei LG wird, wie auch früher schon, ordentlich geklotzt. Nicht nur, daß man die OLED-Technik perfekt beherrscht; jetzt hat man die wirklich raumfüllende Diagonale von 88 Zoll erreicht und bespielt sie selbstverständlich in 8k. Auch den rollbaren OLED-Bildschirm wird es geben. Philips läßt auf dem Fernseher die Sonne aufgehen, um den Schläfer zu wecken, und beglückt ihn im Bad mit der Anwendung „Dentist to go“.

Die IFA-Keynotes lassen die Protagonisten einflußreicher Firmen zu Wort kommen, um ihre stets optimistische Weltsicht zu verkünden. Gleich, ob es amerikanische – vor Jahren Google höchstselbst -, asiatische – notorisch hier LG und Samsung – oder europäische Unternehmen sind – z.B. Philips oder heuer Arcelik (Beko und Grundig) -, die Welt wird besser durch Technik, durch ihre Technik. Tatsächlich verspricht der Arcelik-Geschäftsführer nichts weniger als „Wohlbefinden für alle“.

In Deutschland dachte man auch einmal so, 1957 mit Ludwig Erhards „Wohlstand für alle“. Damals, mitten im Wirtschaftswunder, dachte man an Waschmaschinen, Küchenmaschinen und Fernseher. Heute, nach mehr als 60 Jahren, denkt man an Waschmaschinen, Küchenmaschinen und Fernseher, alles „smart“ und immer noch die Quelle des Wohlergehens. * *

Podien der Innovation

IFA Next ist die Innovationsplattform in Halle 26, die alle gängigen Zukunftsthemen abdeckt, Autonomes Fahren, „Smart Living“, KI, Digitale Gesundheit, 8k, 5G, IoT. Roboter werden durch die Gänge wuseln, und es wird kein Zufall sein, daß Japan für diesen Bereich als „Global Innovation Partner“ aufgerufen wird. Auf der IFA darf nicht nur gestaunt werden, es darf auch gedacht und nachgedacht werden. Dafür kommt man im IFA+Summit zusammen, einem zweitägigen Kongreß, der auf Englisch Zukunftsfragen (vielleicht auch Lebenslügen) der IT verhandelt.

Im Themenblock ‚Society‘ wird ein neues Paradigma lanciert, der Dataismus (dessen irritierende Nähe zum Dadaismus sicherlich bald Spötter aufgreifen werden). Darin bündelt sich offenbar das, was bisher unter Big Data, KI, Algorithmen- und Roboterethik u.ä. angesprochen wurde. In der Tat muß sich die Gesellschaft in all ihrer Diversität neu konfigurieren, wenn immer mehr Lebensbereiche datafiziert werden, ohne daß die technischen Prozeduren und Protokolle transparent würden. Hier entsteht schon seit längerem eine neue Art von Herrschaftswissen und damit auch Herrschaft, so daß manche bereits von digitalem Feudalismus sprechen.

Das neue Kongreßformat SHIFT Automotive am 10. und 11. September stellt sich (hoffentlich) den drängenden Fragen der Aufrechterhaltung und Transformation von Mobilität, die gerade in deutschen Großstädten zu einem kaum noch lösbaren Problem verschärft wird. Wenn allerdings nur „mobility-as-a-service“ als Zielvorstellung angeboten wird – weil „software-as-a-service“ schon mal als margenstarkes Konzept erprobt wurde -, wird man dem Problem sicher nicht gerecht, denn das heißt auf Deutsch nichts anderes als Mietwagen oder, wie vor hundert Jahren, Lohnkutscher, nur eben mit Smartphone, Anmeldeverpflichtung und Nötigung zur Bewertung.

Die Kunst der Produktpräsentation

Die Messe Berlin lernt übrigens auch dazu. Nicht nur, daß sie im Ausland, in China und den USA, Dependencen einrichtet, um Erfahrungen auf fremden Märkten zu sammeln. Sie hat sich auch an der Neugründung REALTALE beteiligt, einem Produktpräsentator, der in „Multi-Brand-Stores“ ein „kuratiertes Shoppingerlebnis in 1A Verkaufslagen“ anbieten will. * *

Eine Messe wie die IFA ist ja auch nichts anderes als ein Multi-Brand-Store, wenn man einmal davon absieht, daß hier nur von den Händlern, nicht aber vom Publikum gekauft werden kann. Den „Konsumenten zielgruppengerecht in unterschiedlichen Fachhandelssegmenten anzusprechen..., durch authentisches Storytelling Premiumprodukte bestmöglich zu inszenieren und damit Markenwerte aufzuladen“, möchte die IFA bei Realtale lernen.

Musikprogramm im Sommergarten

Beim Unterhaltungsprogramm, das abendlich im Sommergarten stattfindet, sind die „Fritz DeutschPoeten“ heuer in „FRITZ FESTIVAL“ umbenannt, das für den 6. September angesetzt ist. Beim RBB Pop-Helden-Festival im IFA-Sommergarten treten Paul Young und Limahl auf, die ihre große Zeit in den 80er Jahren hatten, aber zweifellos auch jetzt noch ihr (mitgealtertes) Publikum finden werden.

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